02 | 06 | 2025

MAISTER UND ÜBERGÄNGE

Moin Mai. Moin an alle Taktik-Nerds, Trainer-Füchse und wer sonst noch den aktuellen Kick will. Die Saison ist in den Büchern. Meisterschaften und Titel vergeben. Und sämtliche Trainer-Stühle durchgewackelt. Der Mai hat uns mal wieder gezeigt, dass der Fußball ein ewiger Kreislauf ist. Oder vielmehr, ein einziger, nicht enden wollender Übergang. Doch ist dieser permanente Fluss, dieser ständige Wandel, nicht genau das, was uns an diesem Sport so fesselt? Dieses faszinierende Dazwischen, dieses Nirwana zwischen Gestern und Morgen, wo sich alles neu sortiert. Diesen Monat tauchen wir tief ein in genau diese Übergänge: auf dem Platz, in den Köpfen der Macher und natürlich auch bei uns in der Taktikfolie Academy.

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THEMA DES MONATS
Nottingham und die Gegenstromanlage

Ein Stück Geschichte

Die Fußballgeschichte ist eine Abfolge von dominanten Strömungen und ihren Gegenbewegungen. Wir erinnern uns an die Ära des Catenaccio, an die kurze Herrschaft des Libero, dann die flächendeckende Viererkette, die Hochphase des Tiki-Taka, die Gegenpressing-Revolution. Und heute? Die internationale Taktik-Schar rezitiert dann doch meistens das "juego de posición" wie eine heilige Schrift. Ballbesitzstatistiken, Kontrolle und Dominanz werden gesucht, oft als ultimativer Beleg für taktische Überlegenheit.

Doch während viele diesem Paradigma folgen, macht Nottingham Forest unter Nuno Espírito Santo einfach sein eigenes Ding. Und landet damit in der Abschlusstabelle der Premier League auf Rang 7. Weit vor vermeintlichen Schwergewichten wie Manchester United oder Tottenham. In Nottingham wird nicht mit dem Mainstream kokettiert, hier wird knallhart gebrochen. Mit den gängigen Spielprinzipien. Und ganz nebenbei auch mit so manchem Nerv des leidenschaftlichen Ballbesitz-Fußball-Verfechters.


Pragmatisch, einfach, erfolgreich und konsequent

Man könnte fast meinen, in Nottingham hätte man den kollektiven Run auf die angeblich alternativlose moderne Spielweise einfach ignoriert. Ballbesitzwerte um 40 Prozent? Mhm. Passquoten, die eher an ein gepflegtes Gerangel im Kreisliga-Mittelfeld erinnern als an Premier League-Fußball? Jup.

Es geht nicht um zirkuläre Passmuster, die den Gegner an die Wand nageln sollen, sondern um maximale Vertikalität. Der Spielaufbau? Einfach. Pragmatisch, fast spartanisch, reduziert auf das Wesentliche. Risikobehaftete Zonen im Aufbau werden gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Die Logik dahinter: Wer den Ball nicht so lange hält, minimiert das Risiko für Fehler im Aufbauspiel. Das ist keine Ästhetik des Schönen, das ist Effizienz pur.

Die defensive Organisation ist dabei ebenso funktional, unauffällig und zuverlässig. Mit disziplinierter Zweikampfführung, kompakter Raumverteidigung und einer tief stehenden letzten Linie wird auch gegen den Ball an die Grundtugenden des Fußballs erinnert.

Taktische Evolution aus der Gegenbewegung geboren

Nottingham Forest ist damit ein zugleich ermunterndes, aber auch warnendes Beispiel dafür, dass Kontrolle eben nicht zwingend über Ballbesitz definiert werden muss. Es ist eine Reminiszenz an jene Zeiten, in denen der Kampf um die zweite Bälle und die Konsequenz im Abschluss die entscheidenden Faktoren waren. Struktur, Raumgefühl und strategische Einfachheit können ebenso ordnend wirken. Besonders, wenn die personellen und finanziellen Mittel begrenzt sind.

Es gibt eben verdammt viele Wege zum Erfolg, auch wenn uns das Moderne-Fußball-Evangelium gerne das Gegenteil predigt. Der Fußball entwickelt sich kontinuierlich weiter, oft genau dort, wo hochtrabende Spielideen entschlüsselt werden. Und in diesem Spannungsfeld, da entsteht dann auch immer wieder etwas Neues. Eine Erinnerung daran, dass der Fußball nicht nur nach vorne schaut, sondern sich auch aus seiner eigenen Geschichte speist. Übergänge finden eben nicht nur in der Gegenwart statt. Sie sind auch immer ein Echo der Vergangenheit.

MACHER DES MONATS
Der Dino lebt, nicht nur in Hamburg

Apropos Übergänge. Die Bundesliga-Saison ist abgehakt, die Stadiontore sind geschlossen, die Bilanzen gezogen. Dieses Jahr bleibt in Erinnerung als ein Jahr der Rochaden und Neuanfänge. Kaum ein Trainerposten, der nicht mindestens einmal zur Disposition stand, kaum ein Verein, der nun nicht mit der Suche nach dem neuen Impulsgeber zu kämpfen hat. Und dennoch gab es mancherorts auch Grund zu jubeln. Neue Trainer haben eingeschlagen, bestehende Trainer ihre Teams erfolgreich weiterentwickelt. Das gilt es hervorzuheben. Deshalb haben wir gemeinsam mit euch Bilanz gezogen, um die Erfolgsgeschichten auf den Trainerbänken dieser Spielzeit zu ehren. Fast 1.000 Stimmen haben entschieden. Das sind unsere Coaching-Awards der Bundesliga-Saison 2024/25.


MVC! Most Valuable Coach: Dino Toppmöller

Die Königsklasse der Awards. Der Trainer, der in dieser Saison den größten Einfluss auf den sportlichen Erfolg seines Teams hatte. Ganz egal, ob taktisch, strukturell oder mental.

Dino Toppmöller hat mit seiner Truppe am letzten Spieltag den Sprung in die Champions League geschafft. Eine Leistung, die man nicht hoch genug bewerten kann, ein Triumph des Willens und der taktischen Ausrichtung. Schnell, attraktiv, mutig. So lässt sich die Spielweise der Frankfurter unter seiner Ägide umschreiben. Chapeau an den Frankfurter Coach! Hier wurde eindrucksvoll bewiesen, dass man auch in einem Verein mit hohen Erwartungen eine geduldige Arbeitsweise an den Tag legen und dabei konsequent neue Impulse setzen kann. Der Dino stirbt nicht aus und die Adler fliegen durch die Königsklasse. 


Rookie-Coach der Saison: Julian Schuster

Erste Saison in der Bundesliga. Welcher Neuling auf der Trainerbank hinterließ den stärksten Eindruck?

Das Erbe von Christian Streich beim SC Freiburg anzutreten? Über die Größe dieser Fußstapfen brauchen wir gar nicht reden. Aber Julian Schuster meisterte diese Aufgabe mit Bravour, mit einer beeindruckenden Ruhe und taktischer Finesse. Lediglich die Königsklassen-Qualifikation hätte dieser ohnehin schon herausragenden Saison noch die Krone aufgesetzt. Freiburg glänzte unter Schusters Führung mit einer stabilen Defensive, einem funktionierenden Kollektiv und einer Prise mehr Modernisierung samt höherem Gegenpressing. Die große Frage, die uns nun beschäftigt: Wohin geht die Entwicklung nächstes Jahr? Schafft es der Freiburger Trainer, die Mannschaft weiterzuentwickeln und den Übergang in die nächste Ära erfolgreich zu gestalten? Wir sind gespannt, wie diese Geschichte weitergeschrieben wird.


Leader des Jahres: Bo Henriksen

Wer schafft es, eine Mannschaft zu einen, zu führen und als Leader voranzugehen?


Mit fast 75 % der Stimmen eine vermeintlich klare Kiste. Zurecht. Bo Henriksen hat mit Mainz 05 nicht nur gewirbelt, sondern am Ende auch noch den Einzug ins europäische Geschäft gepackt. Kaum jemand kann eine Mannschaft, einen Verein und das ganze Umfeld so euphorisch und mitreißend prägen wie er. Seine Worte haben Gewicht. Seine Präsenz ist spürbar. Man erinnert sich in Mainz gerne an die Bruchweg Boys und Jürgen Klopp. Bo Henriksen reiht sich nahtlos in diese Riege der Charismatiker ein. Mal schauen, wie die unvermeidlichen Abgänge im Sommer abgefedert werden können. Ein Umbruch im Kader deutet sich an. Zumindest auf der Trainerbank kann man als Mainzer Fan aber beruhigt in den Sommer gehen. Es scheint unwahrscheinlich, dass die Mainzer im nächsten Jahr wieder mit zwei Expected-Bos-per-Season stark überperformen.


Anker! Der stille Arbeiter: Ole Werner

Wenig im medialen Fokus. Aber mit solider Arbeit. Und Weiterentwicklung der eigenen Mannschaft.


Ole Werner ist einer der Trainer, der diesen Frühling seinen Posten räumen musste. Und man fragt sich hier tatsächlich: Warum? Er arbeitet nachweislich erfolgreich bei Bremen, schafft eine Basis für nachhaltigen Erfolg, die sich in der Tabelle niederschlägt. Doch hinter den Kulissen rumpelt es offenbar trotzdem, ein bekanntes Lied im modernen Fußball. Mal schauen, wohin es den ehemaligen Bremer Coach zieht. Was aber sicher ist: Er weiß, wie man eine Mannschaft entwickelt und mit Geduld arbeitet. Ein Opfer des permanenten und manchmal auch unerbittlichen Übergangs-Karussells im Profifußball? Es scheint so. 

KABINENGEFLÜSTER
Übergang und Optimierung 

Hinter den Kulissen der Academy dreht sich bei uns diesen Monat alles um, Überraschung, Übergänge. Und ständige Optimierung. Denn auch bei uns bleibt kein Stein auf dem anderen, oder besser: kein Pixel unberührt. Taktikfolie hat ein neues Logo. Minimalistischer, cleaner, moderner. So zumindest die Idee. Aber hey, vielleicht gefällt es euch ja. Die Academy selbst bekommt weiterhin den üblichen Feinschliff, sie wird immer wieder optimiert, feinjustiert, bis jedes Detail sitzt. Man könnte meinen, wir wären bemüht, euch die bestmögliche Coaching-Plattform zu bieten. 


Und was braucht jeder Trainer, der auf einer Coaching-Plattform unterwegs ist? Trainingsübungen. Die werden natürlich jede Woche fleißig hochgeladen. Mittlerweile sind über 150 Übungen online. Und damit ihr langfristig von diesem Schatz an Wissen profitieren könnt, gibt es ein neues Preismodell. Du kannst nun auch jährlich zahlen. So kann jeder, der die Academy dauerhaft nutzen will, günstiger dabei sein, für knapp 33€ im Monat. Sieht doch fast so aus, als würden wir selbst einen nahtlosen Übergang zu noch mehr Nutzwert schaffen, oder? 

Ach ja, weil wir schon dabei sind: Wir haben da noch etwas. Zehn kostenlose Übungen zum Thema Spielformen. Lade sie dir einfach herunter und integriere sie in deine Planungen. Die Saison startet bald wieder.

ABPFIFF
Wir rechnen mit dem Unberechenbaren

Der Mai mag das Ende einer Saison markieren, den Schlusspfiff einer ereignisreichen Spielzeit. Aber er ist auch immer der Startschuss für die nächste. Die Übergänge sind fließend, manchmal schmerzhaft, oft unvorhersehbar, doch immer voller Potenzial für neue Geschichten und unerwartete Entwicklungen. Ob es Nottinghams bewusst antizyklisches Spiel ist, das zum Erfolg führt, oder die beeindruckenden Leistungen der von euch gewählten Trainer des Jahres, die ihren Prinzipien konsequent folgen - der Fußball lebt von dieser Dynamik, diesem ständigen Auf und Ab. 


Wir sind gespannt, was der Juni bringt. Vielleicht einige spannende Entwicklungen bei der Frauen-Nationalmannschaft, die uns mit neuen Impulsen begeistert. Oder die DFB-Junioren, die aufzeigen, wie der Fußball von morgen aussehen kann. Wer weiß das schon? Die Zukunft des Fußballs ist so unberechenbar wie die Trainerwahl auf Schalke. Bis zum nächsten Monatskick. Bleibt am Ball und lasst die Taktikfolien glühen.

Gut Monatskick!

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